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Menschen & Kultur in Bolivien

Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas und zugleich auch das mit der höchsten indigenen Bevölkerung. Knapp 60 Prozent der Einwohner zählen sich zu den Quechua und Aymara-Stämmen. Im öffentlichen Leben und vor allem in den höheren Positionen ist diese Mehrheit der Bevölkerung jedoch stark unterrepräsentiert. Im Jahr 2005 wurde Evo Morales, der selbst in Armut aufgewachsen ist, der erste indigene Präsident Boliviens. Zwar sind 80 Prozent der Bevölkerung römisch-katholisch getauft, doch die Christianisierung durch die Spanier verlief oft nur oberflächlich. Naturreligionen haben nach wie vor einen hohen Stellenwert.

Amtssprache im ganzen Land ist Spanisch, aber auch Quechua und Aymara sind offizielle Sprachen. Im Osten sprechen viele Menschen Guaraní. Seit etwa 15 Jahren fördert die Regierung die indigenen Sprachen und Kulturen. Dazu gehört unter anderem, dass in Schulen verstärkt zweisprachig unterrichtet wird und indigene Sprachen, gerade bei Studiengängen wie Lehramt oder Medizin, Pflicht werden. Diese Politik hat erfreulicherweise zu einem Erstarken der indigenen Kulturen und Rückbesinnung auf alte Traditionen geführt.

Wichtige Grundbestandteile der bolivianischen Esskultur sind die Kartoffel („papa“, es gibt mehrere hundert Arten!) und Quinoa, auch „Andenhirse“ genannt, die auch noch auf kargen Böden oberhalb von 4.000 m wächst und hier häufig den Reis ersetzt. Des Weiteren sind auch Bohnen und Mais nicht aus dem Kochtopf wegzudenken. Mais wird auf den Straßen am Kolben verkauft („choclo“), meist gibt es dazu noch ein Stück (häufig selbstgemachten) Hochlandkäse. Auch vom Mais gibt es viele verschiedene Arten, die Körner des „choclo“ sind größer als die der uns bekannten Sorten. Im Hochland wird oft sehr scharf gegessen. Meist stehen die scharfen Soßen in kleinen Schalen oder Flaschen gesondert auf dem Tisch, so dass der „Schärfegrad“ selbst bestimmt werden kann, wofür der Europäer dankbar sein sollte. Im Tiefland ist das Essen meist weniger scharf gewürzt, dafür kommt viel frisches Obst, Gemüse und Fleisch zum Einsatz. Rund um den Titicacasee bekommt man leckere und frische Forelle („trucha“) auf den Teller. Auch in den anderen Gebieten, in der Nähe von Seen und Flüssen, tauchen Süßwasserfische auf der Speisekarte auf.

Das Nationalgetränk ist „Singani“, ein Traubenschnaps. Etwas weniger alkoholhaltig, aber ebenfalls zu empfehlen sind die bolivianischen Biersorten. Wagemutigere probieren „Chicha“, ein säuerliches Maisbier. Bei traditioneller Herstellung wird der Mais gekaut und wieder ausgespuckt. Der Speichel setzt dabei den Gärungsprozess in Gang. Heute wird Chicha aber auch industriell hergestellt.

Coca-Blätter und Mate de Coca sind aus Bolivien nicht wegzudenken. Der Europäer verbindet die Pflanze zuerst mit der gefährlichen Droge Kokain, doch damit haben die traditionellen Verwendungsweisen nichts zu tun. Ein Tee aus Coca-Blättern hilft bei der Höhenanpassung und Coca-Blätter werden gekaut um die Leistungsfähigkeit zu heben. Coca-Blätter gibt es auf jeden Markt zu kaufen, der Erwerb ist legal. Nur nach Deutschland sollten keine Coca-Produkte mitgenommen werden, Zollbeamte können dies als Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz werten.